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Achtsamkeit und psychosoziale Gesundheit im Lehrberuf: Mit Präsenz und Gelassenheit in das neue Schuljahr

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Die psychische und emotionale Gesundheit von Lehrpersonen spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung erfolgreicher Lehr- und Lernprozesse. Diesem wichtigen Thema widmete sich die diesjährige Sommertagung „Achtsamkeit und psychosoziale Gesundheit im Lehrberuf“ des Zentrums für Gewalt- und Mobbingprävention und Persönlichkeitsbildung (ZGMP) der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland (PPH Burgenland). Die Veranstaltung, die am 27. und 28. August 2024 stattfand, bot rund 70 Teilnehmer:innen tiefgehende Einblicke in die Praxis und Forschung der Achtsamkeit im Bildungswesen.

Nach der Begrüßung durch Sabine Weisz, Rektorin der PPH Burgenland, stellten Florian Wallner, Leiter des ZGMP, und Dominik Weghaupt aktuelle Studienergebnisse zur Gesundheit von Lehrer:innen (ATPHS-Studie) und Schüler:innen (HBSC-Studie) vor. Die psychosoziale Gesundheit des Individuums wurde im Rahmen des One-Health-Approach betrachtet, der planetare Gesundheit und globale Herausforderungen einbezieht. Um achtsamkeitsbasierte Lehr-Lern-Angebote zur Förderung menschlicher und planetarer Gesundheit umzusetzen, wurde die Dimension der Schulentwicklung berücksichtigt. Forschungsergebnisse der letzten 15 Jahre zeigen, dass für eine nachhaltige Integration von Achtsamkeitsübungen in den Schulalltag ein Whole-School-Approach, unterstützt durch Schulentwicklungsberatung, am wirksamsten ist. Solche Bottom-Up-Prozesse beginnen jedoch oft durch die Initiative von Einzelpersonen mit direkter Erfahrung in Achtsamkeit.

Aus diesem Grund hatten die Teilnehmer:innen in verschiedenen Workshops die Gelegenheit, Achtsamkeitsübungen praktisch zu erleben. Im Workshop von Robert Aichinger wurden die Wechselwirkung von Körper und Geist sowie der Zugang zu inneren Ressourcen erforscht. Philipp Beuchel leitete soziale Achtsamkeitsübungen an, die die interaktive Dimension von Achtsamkeit und das „In-Beziehung-Sein“ spürbar machten. Helga Luger-Schreiner zeigte kreativ-künstlerische Methoden, um Achtsamkeit und Selbstmitgefühl zu fördern und eigene Ressourcen zu aktivieren. Im Workshop von Petra Herzog konnten die Teilnehmer:innen mithilfe von Meditationsübungen und Neuromusik die Ebene der Tiefenentspannung erleben. Nils Altner schuf in seinen Übungen Raum, um zu erforschen, wie die Anteile „präsent, gelassen, gesund und demokratisch bilden“ zusammenhängen.

Neben den Achtsamkeitsübungen konnten die Teilnehmer:innen ihr Interesse durch Fachvorträge von Phillip Beuchel, Nils Altner und Dominik Weghaupt vertiefen.

Philipp Beuchel (Universität Tübingen) gab einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Achtsamkeit und Stresserleben bei Lehrpersonen. Anhand von Stressmodellen zeigte er, warum Achtsamkeitsübungen zu den wirksamsten Strategien im Umgang mit Stress  zählen, und erläuterte die zugrunde liegenden psychologischen Wirkmechanismen. Besonders hob er die Bedeutung einer langfristigen und wiederholten Übungspraxis hervor.

Nils Altner (Alice Salomon Hochschule Berlin) berichtete über die Erkenntnisse des NRW-Landesmodellprojekts, das mit 21 Grundschulen durchgeführt wurde. Besonders hervorgehoben wurde die ganzheitliche und leibliche Betrachtungsweise des achtsamkeitsbasierten Ansatzes. Achtsamkeit zeigt großes Potenzial in der Gesundheitsförderung, bietet aber ein noch größeres Potenzial für die Persönlichkeitsentwicklung, wie das Rahmenkonzept der Inner Development Goals (IDGs) verdeutlicht. Außerdem gab Nils Altner einen Einblick in das aktuelle FRIDA-Projekt (Friedfertigkeit, Innere Demokratisierung und Achtsamkeit in der Bildung) und wies auf die gesellschaftspolitische Dimension hin, insbesondere bei der Erforschung, wie achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte pro-demokratische Lehr-Lern-Formate die Demokratiefähigkeit fördern können.

Dominik Weghaupt (PPH Burgenland) knüpfte an die Vorträge seiner Vorredner und die Erfahrungen der Teilnehmer:innen an, um das Konzept des achtsamkeitsbasierten Lehrens und Lernens in der Schule (ALLS) vorzustellen. Ausgehend von den Ergebnissen des ALBUS-Forschungsprojekts skizzierte er pädagogisch bedeutsame Merkmale des achtsamkeitsbasierten Lernens. Im Modell der Pädagogik der Achtsamkeit wurde verdeutlicht, dass zwischen mentaler Autonomie und Weltbeziehungsbildung die individuelle Gesundheit nur eine von mehreren Facetten ist, die durch Achtsamkeitsübungen gestärkt wird. Zudem wurde auf das aktuelle ALLS-Pilotprojekt verwiesen, das eine ganzheitliche Umsetzung der Pädagogik der Achtsamkeit im Feld erprobt. Dieses Projekt wird von einer Schulentwicklungsberatung begleitet, um die Achtsamkeitsübung langfristig am Schulstandort zu etablieren. Beides wird wissenschaftlich begleitet, um weitere Erkenntnisse über den spezifischen Integrationsprozess zu gewinnen.

Das ZGMP wünscht allen Teilnehmer:innen ein erfolgreiches Schuljahr 2024/25 und freut sich auf ein Wiedersehen bei der Sommertagung 2025. Weitere Angebote der PPH Burgenland zur Achtsamkeit im Schuljahr 2024/25 sind die ALLS-Modulreihe und die monatliche Onlineveranstaltung „Achtsamkeit – offene Übungspraxis “. Alle Veranstaltungen des ZGMP finden Sie HIER.

Bildquelle: Private Pädagogische Hochschule Burgenland

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